Gedanken zum Thema Vereinbarkeit
Richard
14. Juni 2021
Der Spagat zwischen Familie und Beruf wurde noch nie so viel thematisiert wie in den vergangenen 1 1/2 Jahren. Durch die Corona Krise bekommt das Thema sowohl medial als auch politisch einen hohen Stellenwert - wenn auch mit viel Nachholbedarf! Diese Welle gilt es zu reiten, um die Herausforderungen - positiv wie negativ - von einer intakten Family-Work-Life-Balance sichtbarer zu machen.
Gerade wir Eltern haben immense Herausforderungen im Alltag, wie z.B. das Homeschooling oder die Betreuung von Kleinkindern zu Lockdown-Zeiten. Care-Arbeit und Mental Load wachsen uns immer weiter über den Kopf und von einer gesunden Balance ist schon lange keine Rede mehr.
Welche konkreten Chancen und Risiken ich in Sachen Vereinbarkeit derzeit für uns Familien sehe, erfährst Du hier:
Digitalisierung als Chance der Corona-Krise
Wenn die Corona-Krise etwas Positives mit sich bringt, dann das in der Bevölkerung schnell verbreitete Verständnis für einen digitaleren Alltag. In Zeiten des ersten Lockdowns mussten viele Unternehmen sehr schnell reagieren und ihren Mitarbeitern ein Arbeiten im Home Office ermöglichen. Tägliche Videokonferenzen zwischen Büro und Wohnzimmer inklusive spontanem „Hallo von unseren lieben Kleinen" gehören seitdem zur Tagesordnung. Das ist bei uns zu Hause nicht anders.
Es gibt noch weitere Chancen:
Wir können unsere Zeit für die Familie flexibler einteilen dank homeoffice.
Dadurch dass beide Elternteile sich aktiver einbringen müssen, kann das gemeinsame Verständnis für den Familienalltag verbessert werden und die Familie zusammenschweißen.
Eltern sein und Vereinbarkeit managen bedeutet, sowohl privat als auch beruflich, wertvolle Qualifikation, die auch dem Arbeitgeber bewusst sein sollten.
Flexiblere Arbeitszeiten sind Arbeitgebern oftmals lieber als eine Gehaltserhöhung. Deswegen kann der Arbeitnehmer seinem Vorgesetzten ruhig auf die gewünschte Gleitzeit bzw. Vertrauensarbeitszeit als Chance aufmerksam machen.
Erhöhter Stresslevel als Risiko der Corona-Krise
Es gibt aber noch eine andere, weniger schöne Seite, die sich nicht nur auf uns Erwachsenen belastend auswirkt, sondern auch auf unsere Kinder...
...Beispielsweise geraten so viele Familien mit schulpflichtigen Kindern immer öfter an ihre Grenzen auf Grund mangelnder, digitaler Ausstattung in den Schulen. Zwischen homeoffice und Familienalltag versuchen viele Eltern die versäumte Bildung und den sozialen Austausch ihrer Kinder so gut es geht aufzufangen. Gar nicht so einfach und das spüren selbstverständlich auch unsere Kids.
Weitere Risiken, die die Pandemie mit sich bringt :
Wir kommunizieren weniger oder nicht ausreichend mit unserem Partner, da wir nur noch funktionieren und glauben für Gespräche keine Zeit zu haben.
Wir verlieren den Fokus für uns als Individuum, aber auch für uns als Familie.
Wir stärken nicht Bindungsaufbau zu unseren Kindern.
Wir vernachlässigen unsere beruflichen Qualitäten.
Vereinbarkeit in unserem Familienalltag
Auch wir sind eine der millionenfach betroffenen Familien, die die Herausforderungen der Corona-Krise zu spüren bekommt. Unser Sohn Hugo hat in den ersten fünf Monaten in 2021 keine 10 Tage in der Krippe verbringen können. Ich arbeite von zu Hause aus und meine Frau hat ihren Job verloren. Umstände, die dazu führen, dass wir morgens bereits mit einem erhöhtem, unterbewusstem Stresslevel aufwachen. Wir nähern uns den Tag über unserer Belastungsgrenze immer stärker an.
Ich fühle mich natürlich jetzt noch mehr verantwortlich, was den finanziellen Rückhalt betrifft. Neben dem dünnen Nervenkostüm spüre ich auch den erhöhten, beruflichen Druck. Ich versuche dies auszublenden und immer wieder optimistisch zu bleiben.
Mehr Zeit dank Home Office
Dafür ist mein Arbeitsweg von ca. 1 Stunde pro Tag entfallen und ich bin in meiner Mittagspause zu Hause. Somit erlebe ich trotz Vollzeitjob meine Familie mehr und aktiver. Ich fühle mich näher dran und kriege dadurch einen noch besseren Eindruck vom Familienalltag.
Unsere Kommunikation gewinnt mehr an Bedeutung
Vereinbarkeit heißt für uns in diesen Zeit noch mehr offene Kommunikation. Wir erkennen immer wieder, wie wichtig es ist, dass wir stärker über unsere Bedürfnisse und unseren aktuellen Zustand sprechen müssen. Ein intaktes Familienleben setzt generell den stetigen, gemeinsamen Austausch zu privaten aber auch beruflichen Themen voraus. Auf Grund der sich schnell wandelnden beruflichen und/oder privaten Gegebenheiten ist hier eine Bereitschaft für ehrliche Kommunikation und zur Veränderung beider Elternteile unabdingbar.
Vereinbarkeit ist ein Marathon
Nach meiner bisherigen Erfahrung ist Vereinbarkeit ein Marathon und kein Sprint. Vereinbarkeit ist ein wesentlicher Faktor in einem harmonischen Familienalltag und bedarf daher größter Aufmerksamkeit durch uns Eltern. Je besser Vereinbarkeit gelingt, desto harmonischer wird das Zusammenleben als Familie.
Die Herausforderungen und Risiken, mit denen wir uns oftmals konfrontiert sehen, sollten wir deswegen versuchen, in Chancen umzuwandeln und proaktiv nach Lösungen zu suchen. Wir sollten auch unserem Arbeitgeber gegenüber unsere Situation als Arbeitnehmer und Familienmensch immer wieder verdeutlichen.
Ich hoffe, dass ich euch mit meinen Gedanken und Erfahrungen zum Thema Vereinbarkeit ein paar Impulse für euren Weg mitgeben konnte.
Alles Liebe von Richard