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Interview mit Ceyda Avunduk

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Jasmin

02. Aug. 2021


Wir freuen uns sehr, dass wir mit Ceyda Avunduk, Gründerin und CEO von littlehipstar.com, einem online concept store für coole Kinderzimmereinrichtung, Kinder- und Babykleidung, über ihren Gründungsweg als Mompreneurin sprechen.

Liebe Ceyda, stelle Dich doch bitte kurz einmal vor.

Mein Name ist Ceyda Avunduk, ich bin 38 Jahre alt und Mutter von zwei Söhnen, Ali und Sinan. Meine Eltern zogen 1985 aus beruflichen Gründen von Istanbul nach Zürich und wollten eigentlich nur ein paar Jahre dort bleiben. Sicherlich war das auch einer der Gründe, warum sie mich auf eine internationale Schule schickten. Nach der Schule habe ich dann in Los Angeles Kunstgeschichte studiert. Später habe ich in Istanbul bei einer Bank im Marketing gearbeitet, bevor ich mit meinem Mann vor 10 Jahren zurück nach Zürich zog und nun hier mit meiner ganzen Familie lebe.

Du hast mit littlehipstar.com einen innovativen und stylischen online store für Kinder und Familien gegründet, der mit seiner vielseitigen Auswahl das Herz von vielen Eltern sicherlich höher schlagen lässt. Wann hattest Du die Idee für littlehipstar und was ist Deine persönliche Mission?

Die Idee hatte ich 2012 während meiner ersten Schwangerschaft. Ich gründete littlehipstar in der Hoffnung, eine Plattform zu schaffen, die es Eltern und vor allem Müttern leichter macht, coole, nachhaltige Premium-Produkte für ihre Kinder zu entdecken. Mit meinem ersten Sohn im Arm und meinem Geschäftspartner Adrian Vogel an meiner Seite, der örtlich in München sitzt, gründeten wir littlehipstar.com. Acht Jahre später, mit mehr als 20 Mitarbeitern, sind wir mittlerweile den Start-Up Schuhen etwas entwachsen.

Welche Hürden standen Dir bei der Gründung im Weg und wie hast Du diese gemeistert?

Ein gewisses Wissensdefizit war wahrscheinlich die größte Hürde. Ich hatte zuvor noch keine eigene Firma gegründet und erst recht kein E-Commerce Start-Up. Ich habe eine Ausbildung im Bereich Kunstgeschichte und Marketing absolviert sowie Berufserfahrung im Organisieren, Koordinieren und auf dem Gebiet der unternehmerischen Verantwortung sammeln können - aber das war es dann auch schon.

Rückblickend muss ich sagen, dass wir uns einiges hätten ersparen können. Wir sind oft in die falsche Richtung gelaufen und haben uns auf Aspekte konzentriert, die am Ende überhaupt nicht relevant waren. Andererseits muss ich auch sagen, dass diese Erfahrungen ebenso wertvoll waren. Entweder gewinnt man...oder man lernt etwas aus seinen Fehlern. Jedenfalls haben wir uns von sehr schmerzhaften Niederlagen nicht entmutigen lassen und sind heute umso stolzer auf das, was wir geschaffen haben!

Was würdest Du Eltern raten, die eine Firma gründen möchten, aber noch unsicher sind? Auf was sollten sie achten, wenn sie in die Selbstständigkeit mit Kind/ern starten möchten?

Ich würde zunächst einmal sagen: Traut Euch! Wobei ich auch der Überzeugung bin, dass es Spaß machen und zur keiner Belastung werden sollte. Ihr tut zudem gut daran, hilfreiche Strukturen für einen organisierten Familienalltag zu schaffen, bevor ihr in die Selbstständigkeit startet. Am Ende des Tages ist es so, als hättet ihr ein weiteres Baby. Es kostet viel Zeit und Energie, sowohl mental als auch physisch.

Was ich zudem schmerzlich lernen musste, ist das, was wir bei littlehipstar oft „done is better than perfect” nennen: Perfektionismus ist einer der größten Fallstricke überhaupt. Er verkompliziert und verlangsamt alles und bringt einen um wertvolle Lernkurven während der Produktentwicklung.

Mütter, die damit zu kämpfen haben, wieder zurück in den Berufsalltag zu finden, kann ich nur sagen: Ein Beruf, der Spaß macht, kann unglaublich erfüllend und bestärkend sein. Es wirkt sich motivierend auf Dein gesamtes Leben aus, Du fühlst Dich gut und Du schätzt die Zeit, die Du mit Deinen Kindern verbringst, umso mehr.

Und falls Du die Möglichkeit haben solltest, Dir Unterstützung für Deine Kinder zu holen, dann mach das!

Wie sieht Dein Alltag aus? Wie schwierig ist es für Dich, die richtige Balance zwischen Muttersein und Gründerin zu finden?

Ich bin ÜBERALL zu jederzeit... Es ist definitiv eine Herausforderung, die richtige Balance zu finden. Deswegen bin ich auch sehr froh, einen großartigen Geschäftspartner zu haben, der immer für mich da war und bis heute ist. Inzwischen kann ich nach sieben Jahren auch auf ein herausragendes Team zurückgreifen, sodass ich endlich ruhiger schlafen oder sorgenfreier in den Urlaub fahren kann. Zusätzlich bin ich für die tolle Unterstützung, die ich zu Hause habe, sehr dankbar.

Eine Sache, die mir immer geholfen hat, war die Tatsache, dass ich ein guter Kommunikator bin. Kommunikation ist eine meiner Stärken und eine Eigenschaft, die mich wohl am besten beschreibt. Ich liebe es, mit jedem und zu jederzeit in Verbindung zu sein. Damit meine ich nicht Mircomanaging, sondern eher „Ich bin für Dich da und mich interessiert, was Du gerade machst”. Dadurch bekomme ich auch einen ganz guten Überblick.

Wir von Parentime möchten Eltern als Team stärken. Worauf kommt es Deiner Meinung nach am meisten an, um ein gutes Elternteam sein zu können?

Ich glaube, dass die Aufrechterhaltung des Elternteams ein ewiger Tanz ist. Auch wir tanzen konstant durch unsere Tagesabläufe und die unserer Kinder. Wir legen viel Wert auf eine rechtzeitige Kommunikation, wer, wann für was verantwortlich ist und versuchen, die Arbeitszeiten und auch die private Zeiten des anderen zu respektieren. Die wichtigste Regel, um ein gutes Elternteam zu sein, ist wohl die Kommunikation!

Wie wichtig ist Dir “Me-Time”? Kannst Du Dir regelmäßig Auszeiten nehmen und was machst Du dann?

Me-Time ist mir extrem wichtig! Ich nehme sie mir und schaffe mir dadurch Freiräume. Vor allem die Zeit am Abend, die ich für mich habe, nachdem meine Kinder im Bett liegen, ist Gold wert. Ich liebe es, Serien anzuschauen und einfach abzuschalten.

Auch nutze ich die Zeit, um mit Freunden Essen zu gehen oder sie zu uns einzuladen. Eine weitere Sache, für die ich mir gerne Zeit nehme, ist Sport. Meistens übe ich 3 Mal in der Woche Sport für jeweils eine Stunde aus. Außerdem gönne ich mir manchmal ein bisschen Beauty (Friseur, Kosmetik, mal eine Maniküre). Me Time ist meiner Meinung nach auch eine Frage des richtigen Zeitmanagements.

Was hast Du über Dich selbst und das Leben am meisten gelernt, seitdem Du Mutter geworden bist?

  • Dass ich unglaublich gut organisiert sein muss. Ich stelle vor allem immer wieder fest, wie wichtig gutes Zeitmanagement ist, damit ich meinen beiden Kindern und meiner Firma die nötige Aufmerksamkeit schenken kann, die sie verdienen.

  • Dass es mit externem Support möglich ist, ein Unternehmen zu führen und gleichzeitig eine verantwortungsvolle Mutter zu sein.

  • Dass ich geduldiger und aufmerksamer sein und manchmal auch etwas besser zuhören sollte.

  • Dass die Liebe für meine Familie unmessbar und unbeschreiblich ist.

  • Dass ich meiner eigenen Mutter unglaublich dankbar bin. :)

  • Und als letztes mein Motto: „Auch das geht vorbei!" Wenn die Zeiten sehr hart werden und kein Ende in Sicht ist- egal, welche Phase mein Kind gerade durchmacht, egal, welche Umstände in meinem Leben auftauchen - dann versuche ich mir bewusst zu machen, dass auch das vorbeigehen wird und morgen ein neuer Tag auf mich wartet.

Welche Prinzipien definieren Dein Leben?

Auch wenn einige davon etwas clichéhaft klingen, helfen mir die folgenden Konzepte oft in meinem Leben:

  • Du kannst nicht verlieren: Entweder gewinnst Du oder Du lernst dazu.

  • Das Leben und auch das Geschäft sind unendliche Spiele.

  • Es ist kein Sprint, es ist ein Marathon.

  • Alles im Leben ist eine Art von Balance – finde Deine.

  • Ich frage mich immer, vor allem in unsicheren Zeiten: Ist diese Situation wirklich ein Teil meines "Lebensfilms"?

  • Der Fantasie bzw. Deinen Ideen sind keine Grenzen gesetzt.

  • Die Kunst, kommunizieren zu können, ist sehr wichtig für die Führung. Mit guter, offener und ehrlicher Kommunikation ist alles möglich.

Und noch zum Schluss: Was sind Deine zukünftigen Pläne für littlehipstar?

Ich möchte aus littlehipstar DIE verantwortungsvollste E-Commerce Plattform machen, die es gibt. E-Commerce hat oft einen negativen Ruf, wenn es um Retouren, Arbeitsbedingungen und dem Wachstums- und Profitwahn geht. 

Wir glauben an den Mehrwert für alle Beteiligten, wenn wir ethisch und moralisch ausgewogene Entscheidungen treffen. 

Wir glauben an den verantwortungsvollen Konsum, in dem wir auf qualitative, nachhaltige Produkte und Marken setzen. Diese haben ganz automatisch auch eine geringere Retourenquote, weil sie einen Wert haben, der über das materielle hinausgeht.

Verantwortung ist unserer Ansicht nach eine der zentralen Säulen, um gute Eltern sein zu können. Welche Verantwortung Du bereit bist, zu übernehmen, zeigt, was für ein Mensch Du bist und mit welchem Stil Du durch das Leben gehen möchtest.

Unsere Kunden entscheiden sich bewusst für diese Philosophie und es spiegelt ihre eigenen Werte wider. Ein Grund auch, warum wir so viele Stammkunden haben. Für uns ist diese Form der Verantwortung, extern wie intern, wegweisend.

Es gilt für uns und unser Team, nachhaltige Produkte zu verkaufen, die Verpackung und den Versand so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten und, die Retouren so gering wie möglich zu halten. 

Abschließend kann ich noch einige Beispiele nennen, wie littlehipstar Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein lebt:

  • Unsere Produkte sind recyclebar.

  • Wir nehmen in unser Sortiment nur nachhaltige Brands auf.

  • Wir haben ein spezielles Einstiegsprogramm für Mütter, die wieder in den Job zurückkehren möchten.

  • Unser Team ist sehr divers, z.B. hinsichtlich der Nationalität, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung.

  • Alte Lagerbestände schmeißen wir nicht weg, sondern verkaufen sie dann auf ebay.

Liebe Ceyda, herzlichen Dank für das sehr spannende Interview!