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Interview mit Marco Krahl, Stellv. Chefredakteur von Men's Health

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Jasmin

28. Okt. 2020


Wir freuen uns, dass wir im Rahmen unserer Vaterwoche den Journalisten Marco Krahl interviewen durften. Marco ist Vater von 2 Kindern und Stellvertretender Chefredakteur von „Men’s Health“, dem größten Männer-Lifestyle-Magazin der Welt. 2015 hat er der Line-Extension „Men’s Health Dad“ auf die Welt geholfen, einem Magazin, das sich ausschließlich an Väter richtet und momentan zweimal im Jahr erscheint. „Die Geburt war schwerer als die meiner beiden Kinder“, sagt er. Allerdings stand er da auch nur daneben!

Marco, erzähl mal, was war deine größte Herausforderung als Papa von 2 Kindern?

Die größte Herausforderung war und ist immer noch das Thema Vereinbarkeit. Gerade ist es aktueller denn je bei uns, denn meine Frau hat sich im Sommer in Hamburg mit einem kleinen Buchladen selbstständig gemacht, was bedeutet, dass der Familienalltag noch besser organisiert werden muss. Zudem beschäftige ich mich relativ intensiv mit dem Thema Mental Load, also dem oft unsichtbaren Planen und Organisieren, Tätigkeiten, die klassischer Weise oft der Frau zufallen. Vor allem bei zwei Kindern ploppt zudem ab einem gewissen Alter ein weiteres Problem auf, dem man als Vater oder Mutter nie, nie, nie gerecht werden kann und das einem sehr lange beschäftigt und begleitet - und zwar das Thema Gerechtigkeit.

Warst du als Mann bei den Geburten deiner Kinder dabei und falls ja, wie war es für dich?

Meine Kinder sind inzwischen 14 und 11 Jahre alt, aber ich kann mich noch sehr gut an beide Geburten erinnern. Mit meinem älteren Sohn lag meine Frau ziemlich lange in den Wehen, als es dann endlich geschafft war, liefen auf allen Seiten Tränen - Tränen des Glücks und der Erleichterung. Etwas anders war es drei Jahre später bei unserer Tochter, die es sehr viel eiliger hatte auf die Welt zu kommen. Da war man fast schon etwas überrumpelt, aber natürlich genauso glücklich und erleichtert.

Wie waren die ersten Jahre mit deinen Kindern? Welche Tipps kannst du werdenden Vätern geben?

Schwer zu sagen, da die Kindheit ja im Grunde aus einer Aneinanderreihung von "Phasen" besteht und wenn man zwei Kinder hat, sind es halt immer zwei Phasen zur gleichen Zeit, die teilweise auch etwas konträr sind. Werdenden Väter würde ich raten, sich möglichst schon in der Schwangerschaft intensiv mit dem entstehenden Leben auseinanderzusetzen. Schon aus biologischer Sicht ist man als Vater ja "außen vor", diesen natürlichen Vorsprung der Mutter sollte man nicht zu groß werden lassen.

Wie stehst du dazu, dass Männer in Elternzeit gehen? Hast du dir selbst Elternzeit genommen/nehmen können?

Als mein Sohn 2006 auf die Welt kam, gab es die Möglichkeit der Elternzeit leider noch nicht, aber bei meiner Tochter, die 2008 geboren wurde, bin ich dann für sechs Monate in Elternzeit gegangen, während meine Frau in Vollzeit gearbeitet hat. Das war schön, aber natürlich manchmal auch anstrengend. Ich kann deshalb nur dazu raten, (länger) Elternzeit zu nehmen und einmal die Rolle des "Hauptversorgers des Babys" zu übernehmen, auch wenn natürlich eine dauerhafte Fifty-fifty-Aufteilung oftmals wünschenswerter wäre. Das kommt übrigens nicht nur der Vater-Kind-Bindung zu Gute, sondern ist auch für die Partnerschaft förderlich.

Wie organisiert du und deine Frau euch, wenn es um Haushalt und Kinderbetreuung geht? Habt ihr eine feste Aufgabenverteilung?

Eine feste Aufgabenverteilung haben wir nicht, dafür aber inzwischen viel Erfahrung. Wir wissen, was wir gut können und kennen gegenseitig unsere Stärken und Schwächen. Inzwischen würde ich sagen, sind wir tatsächlich bei fifty-fifty angelangt (meine Frau würde diese Frage vielleicht noch anders beantworten), aber es ist immer noch ein ewiges Gegensteuern und Korrigieren, also eher ein Prozess als ein Zustand. Und dann muss man die Orga ja auch immer noch auf die eigenen Bedürfnisse und auf die Bedürfnisse der Kinder abstimmen - letztere können sich übrigens recht schnell ändern.

Nehmt ihr euch auch regelmäßig Auszeiten als Paar? Wie wichtig ist die Zweisamkeit in der Elternschaft?

Zweisamkeit ist wichtig, aber in manchen Lebensabschnitten auch nicht immer so leicht umsetzbar. Wichtig ist dann, den Wille zur Zweisamkeit nicht aus den Augen zu verlieren und immer wieder neue Anläufe zu nehmen, wenn sich äußere Umstände verändern, die Kinder zum Beispiel einen Entwicklungsschritt machen, in die Kita oder in die Schule kommen. Zweisamkeit kann ja auch sehr unterschiedlich gelebt werden. Natürlich ist ein langes Wochenende an der See zu zweit ohne Kinder mal schön. Wenn das aber aus irgendwelchen Gründen nicht machbar ist, muss man sich auch mit kleineren Zeiteinheiten zufrieden geben, wohl wissend, dass sich die Zeiten auch mal wieder ändern. Ich persönlich genieße inzwischen auch jede Kaffeepause mit meiner Frau.

Und zum Schluss, nenne uns doch noch bitte dein Lieblingszitat oder -spruch?

„Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen." (Maria Montessori)

Lieber Marco, herzlichen Dank für das spannende Interview!