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Interview mit Teammitglied Richard

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Jasmin

15. März 2021


Lieber Richard, stell Dich doch bitte kurz mal vor. Wer bist du und was machst Du bei Parentime?

Ich bin 37 Jahre jung und lebe zusammen mit meiner Frau Maren und unserem 2-jährigen Sohn in der Nähe von Osnabrück. Außerdem bin ich Gründer der Elterngemeinschaft papmmunity.de

Als Papablogger liegt der Fokus natürlich auf meine Erfahrungen aus der Papa-Perspektive. Diese möchte ich bei Parentime miteinbringen. Ich schreibe regelmäßig für Parentime über unseren Familienalltag, meine Vater-Sohn-Bindung sowie Emotionen rund um das Vatersein.

Welches Vereinbarkeitsmodell lebt ihr zu Hause?

Wir haben uns für das klassische Rollenbild entschieden. Ich arbeite als Marketing-Manager in Vollzeit, während meine Frau nach ihrer Elternzeit in ihren Job in Teilzeit zurückgekehrt ist. Unser Sohn wird zudem in einer Krippe betreut, nachdem er das Jahr zuvor bei einer Tagesmutter war.

In puncto Vereinbarkeit leben wir dennoch einen gesunden Mix. Generell ist es so, dass wir beide unsere Aufgabe und die Herausforderungen im Familienalltag aufteilen. Wir kommunizieren viel und versuchen uns im Alltag zu ergänzen und zu unterstützen.

Was braucht es aus Deiner Sicht für ein gutes Elternteam?

Ein gutes, funktionierendes Elternteam braucht stetige Kommunikation. Das ist aus meiner Sicht das A und O. Wir Eltern tragen Verantwortung und das bedarf eines respektvollen und kommunikativen Umgangs miteinander.

Es ist wichtig, dass beide Elternteile sich aktiv in den Familienalltag einbringen. Dabei spielt es aus meiner Erfahrung heraus keine Rolle, welches Vereinbarkeitsmodell gewählt wird.

Der Austausch, das Interesse und die gegenseitige Unterstützung sind von großer Bedeutung. Das sollte zum einen selbstverständlich sein, zum anderen aber auch proaktiv vom Partner/ von der Partnerin eingefordert werden. Hier gilt es, sich den Leitsatz vor Augen zu halten: meine Beziehung und meine Umwelt sind nur so glücklich, wie ich selber mit mir glücklich bin.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist daher die „me time”. Jeder Vater oder jede Mutter sollte Zeit für sich einfordern und der jeweils andere sollte dies ihm/ihr auch ermöglichen. Denn jeder sollte in der Lage sein, eine aktive Elternschaft mit den Kindern zu leben.

Haben sich Deine Prioritäten und Werte mit Deiner Vaterrolle verändert? Wenn ja, wie?

Definitiv ja. Ich glaube, das Leben eines jeden frisch gebackenen Elternteils verändert sich grundlegend. Meine Priorität gilt mehr denn je meiner Familie bzw. unseren Familien. Ich mag es, meine Bedürfnisse hinten an zu stellen und unserem Sohn eine Kindheit zu bieten, so wie ich sie selbst erfahren durfte. Dabei habe ich inzwischen aber auch gelernt, dass ich selbst, genau wie meine Frau, die eigenen Interessen nicht vollends aufgeben sollte. #metime

Des Weiteren sind für mich Themen, wie z.B. Gesundheit und Umwelt, stärker in den Fokus gerückt. Wenn man von Beginn an erlebt, wie das Wunder des Lebens wächst und sich entwickelt, spielt die zentrale und wertbasierte Frage eine immer wichtiger Rolle: „Welche Welt wollen wir unseren Kindern hinterlassen?”

Ein weiteres Gefühl, das ich seit Hugo’s Geburt stark verspüre, ist Dankbarkeit. Ich denke, dass viele Männer sich erst relativ spät mit ihrer Vaterrolle auseinandersetzen. Oft ist ihnen auch gar nicht richtig bewusst, dass gewisse Risiken mit Kinder kriegen verbunden ist. Ich schließe mich definitiv mit ein. Und rückblickend empfinde ich pure Dankbarkeit, dass die Schwangerschaft, die Geburt und unser Familienleben bislang so unkompliziert verlaufen ist.

Was hast Du in Deiner Rolle als Vater am Meißen über Dich gelernt?

Ich denke, Elternsein ist ein ständiger, nie aufhörender Lernprozess.

Kinder zeigen einem eine Welt, die man schon lange vergessen hat. Sie machen uns deutlich, was wirklich im Leben zählt.

Natürlich verspüre ich immer wieder Druck und Verantwortung im beruflichen Alltag. Dennoch nimmt das nicht mehr so viel Gewicht ein, wenn man sein Kind beim Aufwachsen begleiten darf. Diese atemberaubende Reise verdient die ganze Aufmerksamkeit von Papa und Mama. Es fällt mir seitdem leichter, mich selbst hintenan zu stellen und einfach zu genießen.

Meine Vaterrolle hat mir aber auch die Möglichkeit gegeben, über mich selbst zu reflektieren, was im Alltag sonst sehr schnell untergegangen ist. Unser Sohn erdet mich und hilft mir enorm, meine Persönlichkeit zu erkennen.

Eltern sein und Paar bleiben ist nicht einfach für viele Eltern. Was unternimmt ihr, um euch als Paar nicht zu verlieren?

Eine sicherlich sehr große Herausforderung, auch für uns! Schließlich ist Hugo unser erstes Kind - unser Fokus liegt auf ihm. Außerdem ist er das erste Enkelkind im Familienkreis und damit erlangt er generell von allen Seiten große Aufmerksamkeit.

Dass wir uns selbst und als Paar nicht verlieren, vor allem im stressigen, schnellen Familienalltag, bedarf stets einer guten Reflektion sowie der Bereitschaft, dass jeder von uns den nötigen Freiraum erhält.

Meiner Erfahrung nach sind es oftmals schon die kleinen Dinge, die eine glückliche Partnerschaft ausmachen. Beispielsweise können direkte Komplimente oder liebevolle Gesten im Alltag schon den Unterschied machen. Sei es z.B. Liebesbriefe oder Kaffee ans Bett bringen - sie bringen die Wertschätzung und Aufmerksamkeit zum Ausdruck.

Wir quartieren auch immer wieder mal das Kind bei Oma & Opa , um die Zeit zu zweit zu genießen.

Was würdest Du werdenden Eltern, die zum ersten Mal ein Kind erwarten, als Rat für den Start ins Familienleben geben? 

Puh, da gibt es einiges…

Aus der Papa-Perspektive gesprochen kann ich nur jedem werdenden Vater raten, die Zeit ab der Schwangerschaft bis hin zum gemeinsamen Familienalltag so intensiv wie möglich mitzunehmen. Ich habe bspw. an jedem Frauenarztbesuch meiner Frau teilgenommen, was sich aus meiner Sicht enorm positiv auf meine Vater-Kind-Bindung ausgewirkt hat.

Deswegen mein Rat: Nehmt an dieser so wichtigen Zeit bewusst teil - denn sie ist schlichtweg einzigartig.

Außerdem kann ich vor allem den werdenden Papas nur empfehlen, sich frühzeitig mit dem Vatersein auseinanderzusetzen. „Ihr wollt ein gleichberechtigtes Elternteil sein?" Dann empfehle ich jedem Vater, den ein oder anderen renommierten Eltern-Ratgeber zu lesen und den einen oder anderen Termin im Geburtsvorbereitungskurs der Frau auch wahrzunehmen, wenn möglich. Hier lernt man auch als Vater wertvolles Wissen und hat zudem die Möglichkeit, Fragen - egal ob intim oder nicht - zur Schwangerschaft sowie zu bevorstehenden Geburt zu stellen.

Die Monate der Schwangerschaft vergehen sehr schnell. Macht euch deswegen zu Beginn auch einen Plan für alle Dinge, die ihr für das Baby anschaffen wollt. Regelt am Besten wichtigen Papierkram mit Vorlauf, sodass ihr euch auf die Geburt sowie die ersten Tage und Wochen zu Hause voll und ganz fokussieren könnt.

Und noch ein letzter Appell an die Väter: Nehmt nach Möglichkeit Elternzeit wahr. Gerade die erste Zeit mit dem Säugling ist extrem prägend und wichtig für die Vater-Kind-Bindung. Sie kommt so nie wieder.

Welcher Leitsatz bestimmt Dein Leben?

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.” Dalai Lama

Ein sehr schönes Zitat, wie ich finde, weil es meine Emotionen und meine Veränderung gut widerspiegelt, die ich erlebe, seitdem ich Vater bin.

Wir schauen so viel nach links und rechts, aber selten auf uns selbst. Jeder von uns sollte bei sich anfangen, sich immer wieder kritisch hinterfragen, um den eigenen Kindern eine Welt ermöglichen zu können, die jeden Tag ein bisschen besser wird.