Mit Gewaltfreier Kommunikation (GFK) die Paarbeziehung wertschätzender gestalten
Natalia
05. Okt. 2020
Typische Szene in einer Beziehung:
Sie: „Ich mache so viel! Ich wasche, putze, koche, kümmere mich um die Kinder, bringe sie zum Arzt, Kindergarten, zu den Freunden ... ich bemühe mich so sehr!" Sie weint, bricht zusammen, fühlt sich einsam und unglücklich.
Er: „Ich mache das alles nur für euch! Damit es euch gut gehen kann."
Die Stimmung kocht über, die Tür knallt zu. Er ist richtig sauer geworden und würde am liebsten “kurz Spazieren gehen”.
Kommt dir diese Situation bekannt vor? Ich höre immer wieder von solchen Vorfällen, wenn ich mit Elternpaaren zusammenarbeite. Es geht meistens darum, wer macht mehr oder bringt sich stärker in die Beziehung ein.
Zwischen den Zeilen lesen
Worum geht es in solchen Gesprächen eigentich? Die wahren Gründe befinden sich zwischen den Zeilen und werden durch die vielen Vorwürfe, Beschuldigungen und die Kritik leider nicht sofort ersichtlich.
Laut der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) gilt: „Alles, was wir tun, tun wir, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen." Welche Bedürfnisse möchten wohl beide Elternteile in solchen Streitgesprächen nun stillen? Es ist der Schrei nach Wertschätzung und Anerkennung. Tatsächlich zählen sie zu den größten menschlichen Bedürfnissen - wir brauchen sie fast wie die Luft zum Atmen.
In dieser beispielhaften Szene wünschen sich also beide Elternteile, dass das, was sie tun, als wichtig und nützlich von der anderen Seite wahrgenommen wird. Auch wenn jedem von uns eigentlich klar sein sollte, dass wir uns in erster Linie selbst Hochachtung schenken sollten, sehnen wir uns dennoch danach, diese auch von unserem Partner/unserer Partnerin zu erhalten.
Dabei würde schon ein kleines Dankeschön oder z. B. ein nettes Wort über das gekochte Mittagessen reichen. Manchmal geht es auch einfach nur darum, das Zusammensein und die gemeinsame Zeit als Paar genießen zu wollen.
Wie kommen wir nun aus unseren kontraproduktiven Reaktionsmustern raus?
Gerne möchte ich 6 Impulse aus der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) mit dir teilen:
Impuls 1
Bewerfe keinen mit Steinen! Dazu zählen auch Sätze, wie z. B.: „Ich bemühe mich so! Das ist doch alles für dich!" Wir wollen weg davon. Solche Sätze werden als Vorwürfe empfunden und der/die Gesprächspartner/in geht gleich in die Defensive. Jeder, der mit Steinen beworfen wird, wirft tendenziell auch zurück und möchte sich verteidigen.
Impuls 2
Lass es mit dem Aufzählen, wer was mehr oder besser macht. Wie können wir das auch sinnvoll und ehrlich messen, ausrechnen oder abwiegen?
Impuls 3
Bevor du das Gespräch zu deinem Partner/deiner Partnerin suchst, überlege dir, was deine wahre Absicht ist. Was möchtest du erreichen? Worum geht es dir wirklich? Sobald du dir darüber Klarheit verschaffen hast, formuliere deine Gedanken hierzu in “Ich”-Sätzen und bastle daraus Sätze, wie etwa:
„Ich möchte, dass du meine Arbeit und mein Engagement wertschätzt."
„Ich wünsche mir, dass du siehst, wie viel ich mache und mir dafür auch dankst."
„Umarme mich."
Das sind Beispielsätze, die sich an Mütter richten können. Mögliche Beispielsätze für Väter sind:
„Es ist schwierig für mich, immer wieder zu hören, dass ich nichts tue und müde bin."
„Ich arbeite so viel, weil ich euch Sicherheit geben möchte."
„Ich bin müde und möchte nicht, dass du es mir vorwirfst."
„Kannst du mir eine Stunde frei geben, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme?"
Impuls 4
In deiner Beziehung solltest du dich mit deinem Partner/deiner Partnerin frühzeitig abstimmen und festlegen, wer für was verantwortlich ist. Häufig denken wir uns: „Das wird schon. Wir müssen es gar nicht besprechen! Es wird genauso laufen, wie bei mir zu Hause. Ist doch klar!"
So selbstverständlich sind deine Vorstellungen über Verantwortlichkeiten für deinen Partner/deine Partnerin allerdings nicht immer, vor allem wenn du sie nicht klar kommunizierst. Es geht in solchen Gesprächen auch nicht nur um die Verteilung von Aufgaben. Vielmehr geht es auch um die Klärung eurer Erwartungen, Werte und Bedürfnisse. Sei also ehrlich und kommuniziere auch, was du im Moment brauchst und dir gut tun würde.
Impuls 5
Unsere Bedürfnisse und Umstände ändern sich ständig und somit sind auch wir im Wandel. Bleib mit deinem Partner/deiner Partnerin im stetigen Austausch - haltet euch auf dem Laufenden. Ansonsten könnt ihr schnell die Verbindung zueinander verlieren und begegnet euch im schlimmsten Fall wieder, wenn ihr bereits „Steine in den Händen haltet".
Impuls 6
Im Sinne der GfK tragen wir volle Verantwortung für uns selbst und unsere Bedürfnisse. Sobald du also merkst, dass dir irgendetwas nicht passt, notiere es dir. Schau in dich hinein und habe keine Angst davor. Was ist das für ein Gedanke? Überprüfe es für dich. Übernimm die Verantwortung dafür und bespreche es relativ schnell mit deinem Partner/deiner Partnerin. Wenn du es nicht zeitnah machst, stauen sich deine unangenehmen Gefühle an und schlagen zu einem späteren Zeitpunkt verstärkt wieder auf. Es wird dann schwieriger werden, sich in der Partnerschaft verständisvoll zu begegnen.
Am Ende möchte ich dir gerne noch ein zwei Fragen zum Nachdenken mit auf den Weg geben: „Wie wertschätzt du deine Mitmenschen? Wie aktiv bittest du um Wertschätzung in deiner Beziehung?" Lass die Fragen auf dich wirken und versuche sie ehrlich für dich zu beantworten.
Wenn du mehr zum Thema Gewaltfreie Kommunikation erfahren möchtest oder deine Beziehung gerade holprig läuft, unterstütze ich dich und deinen Partner/deine Partnerin sehr gerne dabei, wieder verständnisvoller miteinander umzugehen und gemeinsame Ziele zu verfolgen. Melde dich jederzeit gerne bei mir.