Vereinbarkeit und Selbstfürsorge
Stephanie
15. Juni 2021
Vereinbarkeit von Familie und Beruf – eine recht umständliche Bezeichnung für das Miteinander der beiden großen Lebensbereiche Kinder und Job. Mit persönlich gefällt die englische Beschreibung „juggle the struggle“ sehr gut, denn sie entspricht auch dem Bild, das ich von Vereinbarkeit habe. Einem ständigen Jonglieren und Austarieren der unterschiedlichen Bereiche in Form von Bällen, die es in der Luft zu halten gilt. Und das auch nicht jeden Tag in gleicher Form.
An machen Tagen fällt es leichter, alle Bälle in der Luft zu halten. An anderen Tagen fallen die Bälle ständig herunter oder, es gelingt nur einen Teil davon in der Luft zu halten. Und das ist auch okay. Meiner persönlichen und beruflichen Erfahrung nach gibt es ein paar Rahmenbedingungen, die einen positiven Effekt auf diesen „juggle“ haben. Drei davon, habe ich mal zusammengefasst:
1. Setze klare Prioritäten
Es gibt nicht das EINE perfekte Familien- und Arbeitsmodell. Wieso ist das so? Weil persönliche und berufliche Wünsche von Paaren einfach ganz unterschiedlich sind. Die einen arbeiten im Schichtdienst, die anderen haben einen 9 to 5 Job. Manch einer kann im Home Office arbeiten, andere Jobs machen das hingegen nicht möglich.
Deswegen ist es auch meiner Meinung nach so wichtig, sich nicht daran zu orientieren, wie andere Familien ihr Vereinbarkeitsmodell gestalten. Fragt euch lieber als Paar, wie ihr euer ganz persönliches Familien- und Berufsleben aussehen soll? Versteht euch als Eltern-Team, das zusammen eine Vision entwickelt. Eine Vision, in der ihr definiert, was euch für dieses Familienleben wichtig ist und, worauf ihr die Prioritäten legen wollt. Befasst euch dazu regelmäßig mit folgenden Fragen:
Ist die Aufteilung aus Erwerbs- und Carearbeit aktuell für uns passend?
Leben wir die Mutter- oder Vaterrolle, die wir uns vorstellen?
Schaffen wir für uns gegenseitig Zeit und Raum für unsere eigenen Bedürfnisse?
Gerade die letzte Frage ist für mich persönlich eine sehr wichtige. Neben unseren Rollen als Eltern, Arbeitnehmer_innen, Freund_innen etc. sind wir auch immer noch Personen mit ganz eigenen Bedürfnissen und auch für diese gilt es, zu sorgen. Denn wenn wir gut auf uns und unsere Energiereserven achten, ist auch genug Kraft für Familie, Job und Umfeld da.
2. Die erste Sorge ist die Selbstfürsorge
Gerade weil die Gefahr groß ist, die eigenen Bedürfnisse im einnehmenden Alltag aus Familie und Beruf meist hinten anzustellen, ist es so wichtig, ganz bewusst darauf zu achten. Bringe Dir selber dieselbe Fürsorge entgegen, die Du auch für Dein Umfeld hast. Mache im ersten Schritt eine Bestandsaufnahme und werde Dir bewusst, wie Deine Bedürfnisse aussehen. Was ist Dir wichtig? Woraus ziehst Du Kraft und Energie? Bei mir ist das zum Beispiel mein täglicher Spaziergang draußen in der Natur – egal bei welchem Wetter. Oder meine wöchentliche Yogastunde. Hierbei gibt es übrigens kein Richtig oder Falsch - jeder hat unterschiedliche Kraftquellen und das ist auch gut so.
Frage Dich im nächsten Schritt, wie Du diese Bedürfnisse Stück für Stück in Deinem Alltag umsetzen kannst:
Wann kannst Du Dir ganz konkret kleine Auszeiten am Tag einplanen?
Mit welcher Routine gelingt es Dir, neue Gewohnheiten zu etablieren?
Wo findest Du „partner in crime“, die Dich motivieren können, am Ball zu bleiben?
Suche nach Antworten auf diese Fragen und dann leg los. Du hast es in der Hand, Verantwortung für Dich zu übernehmen und ins Handeln zu kommen.
1.3 Achte auf ausreichend Schlaf
Mein ganz persönlicher Gamechanger war, als ich erkannt habe, wie wichtig die Ressource Schlaf ist. Ich habe ganz lange den Glaubenssatz mit mir herumgetragen „Schlafen kann man, wenn man tot ist“.
Nachdem ich Mutter geworden bin, hat das bei mir dazu geführt, dass ich abends, wenn die Kinder im Bett waren, immer den Anspruch hatte, noch total viel zu „machen“, um die Zeit für mich zu nutzen. Das hat dann dazu geführt, dass ich oftmals erst nach Mitternacht ins Bett gegangen bin und mich in unterbrochenen Nächten durch unruhige Kinder am nächsten Morgen total gerädert gefühlt habe. Außerdem hat es dazu geführt, dass ich ungeduldig oder gereizt und auch im Job nicht so produktiv war, wie ich wollte.
Als mir dieses Muster bewusst wurde, habe ich meine Perspektive auf das Schlafen verändert. Mittlerweile ist auch Schlaf etwas, was ich für mich tue. Denn ich gebe meinem Körper die Zeit und die Möglichkeit, sich zu erholen, sich zu regenerieren, Erlebtes zu verarbeiten und gestärkt in den neuen Tag zu starten.
Daher ist es für mich mittlerweile ein guter Kompromiss an zwei Tagen in der Woche schon vor 22 Uhr schlafen zu gehen, und die anderen Abende für die Dinge zu nutzen, die mir sonst noch wichtig sind. Das wirkt sich für mich sehr positiv im Alltag aus und lässt mich die Vereinbarkeit aus Job und Kids leichter jonglieren. Probiere das doch auch mal aus und beobachte, ob und wie sich Dein Alltag dadurch verändert.
Ich hoffe, Dir haben meine Impulse ein wenig weitergeholfen. Wenn Du Dir eine individuelle Beratung zum Thema Vereinbarkeit wünschst, stehe ich Dir jederzeit gerne zur Verfügung.
Herzliche Grüße von Steffi